Viele trainieren mit dem Rad, um fit zu sein, schnellere Zeiten zu knacken oder Kilos abzuspecken. Andere wollen ein Abenteuer erleben. Dabei wollen sie nicht irgendeinen Radweg mit allen fahrradfreundlichen Hotels abklappern. Sondern da steckt mehr Action drin.
Ein Experte auf diesem Gebiet ist Gunnar Fehlau. Er gründete den pressedienst-fahrrad und bloggt auf overnighter von seinen Radtouren.
Hallo Gunnar,
nun ist dein Buch “Rad und Raus”* erschienen. Dort schreibst du über Microadventure, Bikepacking und Overnighter. Erklär uns bitte was das mit dem Rad zu tun hat und was für dich der Kick daran ist.
Das Rad ist für mich das Freiheitsvehikel schlechthin: es ist simpel und unglaublich effizient. Damit komme ich schneller an Orte als per pedes, bin flexibler als mit Bus und Bahn und gegenüber dem Auto bin ich leise und habe alle Sinnesorgane auf Empfang gestellt. Deshalb liebe ich das Fahrrad so und deshalb versuche ich möglichst oft damit unterwegs zu sein. Die Idee des Microadventures ist es, statt ein Leben lang von der großen Weltreise zu träumen, lieber kleine Reisen den Alltag einzubauen. Also den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach … Der Overnighter, nach dem Büro losfahren und Übernachten und am Morgen direkt wieder zur Arbeit fahren ist das beste Beispiel dafür.
Wo sollte ich bei Fahrradtouren bzw. Overnighter übernachten? Wie findest du spannende Orte, gibt es da Seiten oder Apps?
Das eigene Auge … Ich finde Schutzhütten oder Unterstände immer ganz gut, aus zwei Gründen. Meist sind sie an guten Stellen aufgebaut und zudem bieten sie – wie der Name schon sagt – Schutz. Wer bis tief in die Nacht radelt, kann sich letztlich einfach neben den Weg legen. Je länger man für die Nacht pausiert, desto sorgfältiger sollte die Platzwahl erfolgen. Auf Landkarten sind Hütten und Aussichtspunkte verzeichnet, das bietet Orientierung. Am schönsten ist es aber, loszufahren und nicht zu wissen, wo man die Nacht verbringen wird. Da fängt Microadventure für mich an!
Bevor ich dein Buch las, war für mich MYOG ein Fremdwort. Klär uns bitte auf und was ist dein MYOG Favorit?
Make your Own Gear … das gute alte Selbermachen. Die Gründe dafür können sehr verschieden sein. Manches Mal kann man Geld sparen, etwa wenn man sich einen Cola-Dosen-Spiritur-Kocher baut oder einen Hobo aus einer Konserve. Manches Mal gibt es das, was man haben möchte schlicht nicht. Etwa einen Biwaksack in bestimmten Formaten. Und als Drittes ist sicher das sehr befriedigende Gefühl, etwas greifbare erschaffen zu haben, für viele das Antriebsmoment für MOYG. Ich bin gar nicht so ein großer MYOG-Bauer, sondern eher ein Modifizierer: So habe ich meine NeoAir mit Schere und Bügeleisen auf Wunschmaße gekürzt und verschweißt. Hält seit vier Jahren. Auch habe ich mir eine Lenkerrollentaschen im Bikepackingstyle aus Ortliebpacksack und Außentaschen selbst zusammengeschraubt, Jahre bevor Ortlieb das Thema angegangen hat.

Im Netz fand ich einige Veranstaltungen bzw. Rennen für Bikepacker. Für welche 3 Events setzt du ein Kreuz in deinen Kalender, um mitzufahren?
Events oder Veranstaltungen trifft es nicht, reden wir von Treffen oder dem zeitgleichen Befahren der gleichen Route. Als Initiator finde ich natürlich die Grenzsteintrophy und dan Candy B. Graveller super. Zudem fahre ich anlässlich des Global Fatbike Days immer mit einigen Freunden auf einen Winter-Overnighter raus. Das ist ein fester Termin in meinem Kalender. Empfehlen kann ich die Bikepacking Transgermany und in Italien finden sich Immer mehr coole Bikepacking-Fahrten. Gerne würde ich die Portugal Divide mitfahren, aber das klappt leider terminlich nicht.

Nun bin ich motiviert und will mit einem Kumpel meinen ersten Overnighter starten. Bevor ich jetzt den nächsten Outdoor- oder Fahrradladen sinnlos leer kaufe: Hast du einen Ausrüstungstipp für uns?
Erst einmal nichts kaufend, sondern mit alter Pfadfinderausrüstung aus den Jugendtagen losfahren. Wenn wirklich was fehlt, erst einmal leihen und dann aufgrund der ersten Erfahrungen punktiert gute und universelle Produkte kaufen. 80 Prozent meiner Draußennächte liege ich im gleichen Daunenschlafsack (500 Euro), das 3-Jahrezeitenmodell habe ich extra etwas größer gekauft, das stört im Sommer nicht (ist ja warm genug) und im Winter – wenn der Schlafsack eigentlich zu dünn ist, kann ich mit viel dicker Kleidung einsteigen, ohne den Loft von Sack oder Kleidung zu versauen und schlafe auch wieder warm.

Vielen Dank für deine Tipps über Abenteuer Fahrradtouren. Jetzt werde ich noch einen Kumpel überzeugen und dann gehts raus in den Wald zu meinem ersten overnighter.
Schau dir Gunnars Bikepacking Buch* an. Es hat viele Bilder und ist in einem verständlichen und kumpelhaften deutsch geschrieben.

Da findest du weitere coole Fahrrad Bücher, welche ich dir empfehle zu lesen.